Illegale Luchstötungen
Zehn Fälle nachweislicher illegaler Luchstötung in Bayern
In den letzten 20 Jahren sind lediglich 10 Fälle illegaler Luchstötungen in Bayern bekannt geworden. Dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist und die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegt, belegen die aktuellen populationsübergreifenden Erhebungen im Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Österreich. Bei den erwachsenen Luchsen gehen 15–20 Prozent jedes Jahr verschollen, bei den subadulten (halbwüchsigen) Luchsen sind es sogar 40–55 Prozent. Dieser auffällig hohe Schwund ist insbesondere bei den erwachsenen Tieren nicht mit natürlichen Ursachen, wie z. B. Krankheiten oder Nahrungsmangel, zu erklären.
Der Schaden für die Population ist erheblich. Am gravierendsten ist es, wenn die ansässigen, erwachsenen Tiere betroffen sind, denn normalerweise haben sie eine hohe Überlebensrate, sorgen für Stabilität und den so wichtigen stetigen Nachwuchs in einer Population. Werden führende Weibchen getötet, ist das immer auch ein Todesurteil für die abhängigen Jungtiere, die ohne Mutter elend verhungern. Nur in den seltensten Fällen können Luchswaisen gerettet, gesundgepflegt und wiederfreigelassen werden. Das regelmäßige Verschwinden der Luchse in bestimmten Gebieten und der nachfolgende Ausfall von Reproduktionen erklären die schlechte Populationsentwicklung in Bayern. Erst 2020 wurde der Luchs in der Roten Liste Deutschlands zu „Vom Aussterben bedroht“ hochgestuft. Maßgeblich für diese alarmierende Einstufung ist die Situation in Bayern.
Kein rein bayerisches Problem
Die illegale Verfolgung von Luchsen ist kein rein bayerisches Problem, auch wenn hier eine Häufung der insgesamt in Deutschland bekannt gewordenen Fälle zu verzeichnen ist.
In der Harzer Luchspopulation, die sich über das Dreiländereck von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt, wurden bislang drei illegale Luchstötungen bekannt gemacht: in Sachsen-Anhalt eine adulte Luchsin im April 2016 bei Ballenstedt, in Thüringen ein adulter Luchs im Januar 2022 bei Sömmerda sowie ein weiterer männlicher Luchs im Juni 2023 bei Jützenbach. Ein vierter Fall einer im Jahr 2015 bei Bockelnhagen im Südharz tot aufgefundenen Luchsin blieb unklar. Illegale Luchstötungen betrafen damit im Verhältnis zu den insgesamt anwesenden festgestellten Luchsen in den jeweiligen Erhebungsperioden (Sachsen-Anhalt: 11 Individuen, Thüringen: 12 Individuen) etwa 10% der anwesenden (adulten) Luchse.
Auch Baden-Württemberg war leider bereits betroffen: Bei Menzenschwand wurde im Mai 2021 ein an einem Streifschuss verendeter Luchs gefunden. Er war einer von insgesamt sieben in diesem Jahr festgestellten Luchsen in Baden-Württemberg, allesamt Zuwanderer aus der Schweiz.
Da die bayerische Luchspopulation schon am längsten besteht, ist es nicht verwunderlich, dass hier bislang die meisten illegalen Luchstötungen registriert wurden. Setzt man die bekannten illegalen Luchstötungen ins Verhältnis zu den insgesamt anwesenden Individuen, so ist es in Bayern wohl auch nicht anders als in den meisten anderen Regionen.
Illegale Verfolgung von Luchsen ist ein europaweites Problem
Die illegale Verfolgung von Luchsen kommt überall dort vor, wo Luchse in freier Wildbahn leben. Im Grunde lebt kein Luchs unbehelligt vor menschlicher Nachstellung. Die Motive dafür sind meist niedrigster Art: Neid, Gier und Hass. Manchmal zusätzlich überlagert von zwischenmenschlichen
Konflikten über den Umgang mit Wildtieren, mit der Natur im Allgemeinen oder mit tradierten Bewirtschaftungsweisen und Lebensstilen. Leidtragende solcher sozialen Konflikte sind immer unsere Wildtiere. Alle europäischen Luchspopulationen sind konfrontiert mit illegaler Verfolgung. Das ist allerdings kein Grund, sich schulterzuckend damit abzufinden. Dafür ist der Schaden,
den diese Art von Wildtierkriminalität bei unserer größten europäischen Katzenart anrichtet, zu groß. Ihr Vorkommen in nur kleinen und isolierten Beständen in Mitteleuropa sowie ihre geringe natürliche Reproduktionsrate machen Luchse höchst anfällig. Die wenigen bekannt gewordenen
Fälle illegaler Tötung dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Luchse massiv durch illegale Verfolgung bedroht sind.
Infomaterial
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